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Healthy China 2030

Chinas Gesundheitssystem im Wandel

China ist aktuell das Land der Reformen und so wundert es auch nicht, dass aktuell auch das Gesundheitssystem des Landes sich im Reformprozess befindet. Ein Nebeneffekt ist, dass China sich als größter Wachstumsmarkt für Pharmakonzerne erweist.

Die Entwicklung des Gesundheitssystems der Volksrepublik

In den 1970er Jahren schien das Gesundheitswesen Chinas durchaus vorbildlich. Noch heute sind die Bilder von Barfußärzten bekannt. Zu dieser Zeit war auch auf dem Land der Zugang zu medizinischer Versorgung gesichert. Im Zuge der Reformen in den 1990er Jahren fiel für 95 Prozent der ländlichen Bevölkerung der Zugang zum Gesundheitswesen des Landes fast vollständig weg. Dieses und weitere Probleme sollen nun im Zuge der neuesten Reformen gelöst werden, so dass die Bevölkerung der Volksrepublik langfristig von einer besseren medizinischen Versorgung profitieren wird.

 

Im Jahr 2016 wurde durch den Staatsrat der Plan „Healthy China 2030“ bekannt gegeben. Dieser sieht vor, die durchschnittliche Lebenserwartung der Bevölkerung durch eine bessere medizinische Versorgung zu erhöhen. Lag die Lebenserwartung im Jahr 2015 noch bei 76,34 Jahren, möchte die Regierung mit den neuesten Reformen die Lebenserwartung bis ins Jahr 2030 auf 79 Jahre erhöhen. Auch die Säuglingssterblichkeit soll weiter verringert werden. 

DRG-System das Mittel der Wahl

Diagnosis Related Groups (diagnosebezogene Fallgruppen) ist die Bezeichnung eines Klassifikations-systems für ein pauschalisiertes Abrechnungsverfahren. Das System fußt darauf, dass Patientenfälle mit ähnlichen Kosten zusammengefasst werden. Diese Fallpauschalen sollen in China mit der Reformierung des Gehaltssystems im Gesundheitswesen einhergehen. Dies dient zur Bekämpfung der Korruption. Da Ärzte aufgrund einer geringen Bezahlung häufig bestechlich waren und dies zum Teil auch zu Gewalt gegen Ärzte führte, wenn die Erwartungen nicht erfüllt wurden, ist dies explizit in der Agenda „Healthy China 2030“ als wichtiger Punkt aufgenommen worden. 

 

Um auch die medizinische Versorgung auf dem Land zu verbessern, wurde zudem ein Förderprogramm gestartet. Das Förderprogramm umfasst unter anderem eine kostenfreie Ausbildung für medizinische Berufe in Gebieten mit schlechter medizinischer Infrastruktur. Schulabgänger aus diesen Regionen können kostenfrei ein Medizinstudium antreten. Dies geht jedoch mit der Verpflichtung einher, nach dem Studium in einer Klinik im strukturschwachen Bereich zu arbeiten.

 

Erste Erfahrungen und Fallstudien zeigen deutlich, dass mit der Reform des Vergütungssystems auch die Qualität der medizinischen Versorgung steigt. Die neue Strategie bringt auch mit sich, dass die Arbeitszufriedenheit des medizinischen Personals gestiegen ist, obwohl mehr Überstunden angefallen sind und im Grund auch das Arbeitsaufkommen stieg.

 

Besonders für die schwachen der Bevölkerung soll die medizinische Versorgung deutlich verbessert werden. So stehen Alte, Schwerkranke, Kinder und Menschen mit Behinderung im Fokus.

Krankenversicherungen in China gefragt wie noch nie

Geht es um die Absicherung mittels Krankenkasse, so sind Ping’an Insurance, China Life Insurance Company, New China Life Insurance und China Pacific Insurance Company die größten Player auf dem Markt. Diese Versicherer weisen einen stolzen Marktanteil von 42 Prozent auf.

 

Nachdem das alte Rural Co-operate Mecical System (RCMS) abgeschafft wurde, ist die Nachfrage nach erschwinglichen Krankenversicherungen im ländlichen Bereich deutlich gestiegen. Das neue System NRCMS (New Rural Co-operative Medical Scheme) ist ein freiwilliges Versicherungssystem, welches durch Subventionen der Regierung erschwinglich werden soll. Das NRCMS soll die Kosten der öffentlichen Gesundheitseinrichtungen decken und führt dazu, dass ein besserer Zugang zu einer umfänglichen medizinischen Versorgung gewährleistet wird. NRCMS ist auch für die zahlreichen Arbeitsmigranten eine gute Möglichkeit Zugang ins System zu bekommen und sich eine entsprechende Versorgung zu sichern.

 

Die Stadtbewohner Chinas sind hingegen über eine Grundversicherung seit 2007 versichert, wenn sie nicht über das UEBMI (Urban Employee Basic Medical Insurance)  abgesichert sind. Die Grundversicherung URBMI (Urban Residents Basis Medical Insurance) sorgt dafür, dass Kinder, Schüler, Studenten und nicht-erwerbstätige Anspruch auf medizinische Versorgung haben. Dieses System soll letztlich im ganzen Land für eine Verbesserung sorgen. Die URBMI ist eine subventionierte Krankenversicherung, die auf individuelle Beträge setzt und zusätzlich auf die staatliche Subvention.

Das Altersproblem

Auch in China ist die alternde Gesellschaft ein Problem. Verschärft wurde dies durch die 4 Jahrzehnte der Ein-Kind-Politik. Mit Abschaffung der 1-Kind-Politik in 2016 bleib jedoch der erhoffte Babyboom aus. Dies liegt auch daran, dass sich viele Chinesen zwischen Kind oder Karriere entscheiden. Chinas Gesellschaft altert indes rasant und so sind auch immer weniger Menschen im arbeitsfähigen Alter. Laut Prognosen wird im Jahr 2055 mehr als ein Drittel der Bevölkerung das 60. Lebensjahr überschritten haben. So stellt die wachsende Zahl der Rentner China nicht nur im Bereich des Gesundheitswesens, sondern auch im Bereich der Rentenkassen vor eine große Herausforderung. Mit dem Nationalfonds für Soziale Sicherheit sollen die Folgen ausgeglichen werden. 

Zeitgleich soll das Rentenalter, welches heute bei 55 bis 60 Jahren liegt, angehoben werden. 

 

Der demografische Wandel wird von Chinas Spitze zum Anlass genommen, das Gesundheitssystems stetig zu verbessern. Investitionen in den Gesundheitssektor werden forciert und auch die Bereiche Pflege und Palliativmedizin werden vorangetrieben.

Chancen für Investoren aus der ganzen Welt

Investoren, Pharmaziehersteller und alle, die mit der Medizinbranche zu tun haben, können vom wachsenden Gesundheitsmarkt Chinas profitieren. Unter anderem arbeiten viele Deutsche Unternehmen aus der Branche bereits intensiv mit China zusammen und haben bereits erkannt, dass die Reform des Gesundheitswesens einen der größten Märkte eröffnet. Gerade da auch der ländlichen Bevölkerung der Zugang zur medizinischen Versorgung erleichtert wird und immer mehr Ärzte verpflichtet werden, sich in ihren Heimatregionen niederzulassen, kann in den nächsten Jahren und Jahrzehnten mit einem starken Wachstum gerechnet werden.

 

Das System der „primary clinics“ wurde 2018 eingeführt, um die Versorgung besonders von  chronisch kranken Menschen mit z.B. Bluthochdruck oder Diabetes sicherzustellen. Der nächste Schritt um eine bessere Verteilung der medizinischen Versorgung zu gewährleisten, wird die Nutzung von innovativen Technologien sein. Hier sind künstliche Intelligenz bei der Diagnosestellung sowie Telemedizin zur Überbrückung der weiten Entfernungen über Land eine Vision, die bereits heute auf der chinesischen Agenda stehen. 

 

China ist schon längst kein Entwicklungsland mehr, sondern viel mehr heute schon in unzähligen Bereichen in der Führungsrolle. Darf man Medizinern und Fachkräften aus dem medizinischen Bereich glauben, so 

 

In den aktuellen Reformplänen der chinesischen Regierung steckt ein enormes Potenzial und ausländische Investoren werden mit offenen Armen empfangen, so dass auch in diesem Bereich China ganz sicher in absehbarer Zeit eine Vorreiterrolle einnehmen wird. 

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